Hallo Liebe Freunde, Bekannte und Sportkollegen!
Der Tag X war gekommen, mein 6. IronMan - in Folge - sollte heute erfolgreich gefinisht werden.
Wie in jedem Jahr war die Stimmung am Langener Waldsee "gigantisch". Es ist kaum vorstellbar, aber schon ab fünf Uhr in der früh pilgerten Tausende von Zuschauern und Athleten zum See. Bereits zum Schwimmstart der Profis um 6:45 Uhr waren die Uferhänge vom Waldsee mit Zuschauern belagert.
Um 7 Uhr ging es für mich auf die 226 km lange Strecke über die drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen. Es sollte wieder ein langer Tag werden und ich hatte mir im Vorfeld einen Zeitplan zurecht gelegt. Viele von euch kennen das Problem: bei solchen Ausdauerevent muss man mit den Kräften gut haushalten. Schnell wird man von der tollen Stimmung und dem Wettkampfgeschehen mitgerissen. Ehe man sich versieht, geht man sein Rennen zu schnell an und zahlt hierfür am Ende des Wettkampfs. Heute wollte ich dafür sorgen, dass es mir so nicht ergeht. Ich versuchte mich bereits beim Schwimmen zurück zu halten. In der ersten Schwimmrunde schwamm ich einen etwas weiteren Weg als die direkte Linie es vorsah. Hier ging es ruhiger zu und ich konnte den normalen Handgreiflichkeiten aus dem Weg gehen. Als sich in der zweiten Schwimmrunde das Startfeld der knapp 2400 Teilnehmer etwas auseinander gezogen hatte, schwamm auch ich direkter an den Bojen und Wendepunkten vorbei. Als ich nach dem Schwimmen aus dem Wasser stieg, hatte ich für die 3,8 km eine Zeit von 1:07 h gebraucht. Das war ungefähr im Bereich meiner Erwartung (- 1 Minute).
Mein Wechsel aufs Rad dauerte knapp 5 Minuten. Das hatte ich schon schneller geschafft, aber es ging noch in Ordnung. Jetzt führte mich der erste Teilabschnitt der Radstrecke vom Waldsee in die Frankfurter Innenstadt. Hier am Mainufer und vor dem Römer sollte sich in den nächsten Stunden das sportliche Geschehen abspielen. Aber zunächst musste ich wieder die Frankfurter City in Richtung Maintal verlassen. Die nächsten Abschnitte der 180 km langen Radstrecke führen in 2 Runden bis zum äußersten Punkt nach Bad-Nauheim. Die erste Stunde war ich bewusst locker gefahren. Hierbei sollte sich der Körper erst mal an die neue Anforderung gewöhnen. Nach einer guten Stunde - kurz hinter Maintal - versuchte ich etwas mehr Tempo aufzunehmen. Aber es ging nichts! Meine Beine fühlten sich nicht gut an. Ein Radfahrer würde sagen, er hat "dicke Beine". Also war weiter Abwarten angesagt. "Ruhig bleiben und nichts überstürzen" war die Devise! Nach einer weiteren Stunde versuchte ich es erneut. Aber ich kam immer noch nicht richtig ins Rennen. Erst als ich bei Kilometer 85 in Bad-Vilbel über den Anstieg vom "Heartbreak-Hill" fuhr (das ist der Zuschauer Magnet auf der Radstrecke), merkte ich, wie meine Beine sich zum Dienst meldeten. Ich nahm das Renntempo auf und fuhr noch eine Radzeit von 5:22 h raus. Auch das war halbwegs im Plan (- 4 min).
Der Wechsel zum Laufen klappte ganz gut. Laufschuhe an, noch mal schnell ein Besuch im "Dixie" und ab auf die Laufstrecke. Jetzt nur nicht überziehen! Es ist unheimlich schwer, das gewohnte Tempo vom Radfahren (ca. 33 km/h) aufs Lauftempo von zirka 10 km/h zu reduzieren. Meist laufe ich nach dem Wechsel viel zu schnell los. Heute war das wesendlich besser! Ich schaute anfangs nicht auf die Uhrzeit, sondern richtete mich nur nach meinem Puls. Genau wie in den letzten paar Jahren ging die Laufstrecke in vier Runden à 10,5 km am Mainufer entlang. Beim Durchlaufen der Halbmarathon Marke schaute ich zum ersten Mal auf meine Laufzeit. Genau 2 Stunden war ich unterwegs. Also genau nach Plan! So wollte ich weiter laufen. Doch bei Kilometer 26 erlebte ich einen Einbruch. Kurz zuvor hatte ich noch Marion an der Strecke gesehen und ihr bescheid gegeben, dass es nicht mehr so gut läuft. Erstmals fühlte ich mich am heutigen Tag schlecht und schlapp.
Zwar hatte ich mich in den letzten Stunden gut mit Energiedrinks, -riegeln und -gels versorgt, aber jetzt war der Akku leer. Also beschloss ich, am nächsten Verpflegungspunkt eine kurze Pause einzulegen. Ich nahm ein PowerBar-Gel, trank zwei Becher Cola und spülte alles mit viel Iso-Drink runter. Ich dachte mir, gleich wird mir mein Magen die Rechnung geben, aber es ging gut. Ich konnte alles in mir behalten und bis auf ein paar "Rülpser" hatte ich keine negative Rückmeldung. Als ich mich wieder besser fühlte, wurde aus meinem Spaziergang wieder ein leichtes Traben. Von nun an versorgte ich meinen Körper abwechselnd mit Cola oder Wasser und Energie-Gels.
Mittlerweile hatte ich meine vierte und letzte Runde begonnen. Aus dem Traben wurde wieder ein Laufen und ich versuchte zurück in den Wettkampf zu kommen. Ich bemerkte, dass ich wieder an Leuten vorbei lief, die mich in den letzten Kilometern überholt hatten. Jetzt machte es auch wieder Spaß auf die Uhr zu schauen. Meine Marathon-Wunschzeit (unter 4 Stunden) war zwar nicht mehr drin, aber ich konnte meine persönliche Bestzeit noch packen. Die letzten drei Kilometer musste ich jetzt noch unter 15 Minuten laufen. Ermöglicht wurde das nur durch ein tolles Publikum und dem Willen, in einer guten Zeit zu finishen. Leider konnte ich die letzten Meter durch den Zielkanal (beste Stimmung am Römer) nicht richtig wahrnehmen. Zu sehr war ich auf meine Zielzeit fixiert.
Aber ich schaffte es: die Uhr blieb für mich bei 10:54,57 h stehen. Hurra, die alte Bestzeit von 2005 hatte ich um 45 Sekunden unterboten! Und die Marathon Endzeit von 4:16,30 h war auch 10 Minuten schneller als mein bester - in einer Langdistanz gelaufener - Marathon.
Schade war, das ich auf der Strecke keinen der Profis gesehen hatte und erst im Ziel erfahren hatte, dass Timo Bracht (7:59,15) und Sandra Wallenhorst (8:58,08) das Rennen und somit die Europameisterschaft gewonnen hatten.
Übrigens, war es mein erster Start bei einem Ironman, den ich für den Lauftreff Hemsbach gelaufen war :-)
Zum Starten der Diashow auf den großen grünen Pfeil klicken:
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen